Ergebnisse der bundesweiten Befragung zum Forschungsfeld Kleinstadt
Das Projekt HochschulCampus KleinstadtForschung startete mit einer bundesweiten und interdisziplinären Befragung. Mehr als 1.450 Wissenschaftler_innen an deutschen Forschungseinrichtungen wurden gezielt angeschrieben und zu ihren Aktivitäten rund um die Kleinstadtforschung befragt.
Zur Erfassung der Forschungslandschaft wurden mit einem Call for Action von März bis Mai 2020 (18.03.2020 – 17.05.2020) die bislang in der Kleinstadtforschung Aktiven aufgerufen, ihre Expertise in das Projekt HCKF einzubringen. Es wurden 1.330 Personen an Universitäten (713 Kontakte) und Fachhochschulen (617 Kontakte) sowie darüber hinaus 120 Personen über weitere Verteilernetzwerke eingeladen.
In der Befragungslaufzeit gingen 173 teilweise und 70 vollständig ausgefüllte Fragebögen in die Auswertung ein.
Herkunft und Disziplin der Befragten
Von den Befragten gaben 80 % an, sich an Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) mit Kleinstädten zu beschäftigten.
Trotz der Kontaktaufnahme zu Expert_innen aus verschiedenen Disziplinen sind nahezu die Hälfte in den Raumwissenschaften, wie beispielsweise der Raumplanung, Stadt- und Regionalplanung, Architektur oder Geografie, tätig. Doch auch in den Sozial-, Ingenieur, Wirtschafts-, Geistes-, Natur- und Medienwissenschaft, sowie in der Sozialen Arbeit, dem Tourismus, im Agrarwesen, Design und der Psychologie wird sich mit dem Thema Kleinstadt auseinandergesetzt.
Hintergrund und Methodik der Forschung
Da die bisherige Kleinstadtforschung vermehrt an wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen angesiedelt ist, wird sie vorrangig in Forschungsprojekten bzw. Studienprojekten und Lehrveranstaltungen thematisiert. Darüber hinaus ist sie Gegenstand von Dissertationen, Habilitationen und Abschlussarbeiten.
Die Befragten bedienen sich dabei einem Methodenmix aus quantitativen und qualitativen empirischen Methoden, wie bspw. Befragungen, Beobachten und Fallstudien. Ergänzt wird das Setting über die Literatur- und Desktoprecherche.
Definitorische Ansätze in der Kleinstadtforschung
Über die Hälfte der Expert_innen bedienen sich in ihrer Forschung keinem spezifischen Definitionsansatz. Jedoch ist eine Differenzierung nach der (grundzentralen) Funktion und entsprechend der Bevölkerungszahl vorherrschend. Bei letzterer wird sich auf die Größenkategorisierung des BBSR orientiert.
Berücksichtigung weiterer Stadttypen
Aktuell werden Kleinstädte vermehrt im Zusammenhang mit anderen Siedlungstypen untersucht und werden selten allein betrachtet. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit, die Kleinstadt, die eher als Hybridform zwischen urban und ländlich wahrgenommen wird, als eigenständiges Forschungsfeld zu etablieren.
Die Befragten äußern sogar den Wunsch, das Forschungsfeld der Kleinstadt in einem größeren Umfang zu etablieren, dass dieses mit der Großstadt- und Metropolenforschung vergleichbar ist.
Kriterien zur Abgrenzung der Kleinstädte
Eine Vielzahl der Befragten gab an, Kleinstädte über die Entwicklungsdynamik und die Lage im Raum abzugrenzen.
Die unterschiedlichen Entwicklungstendenzen werden zu nahezu gleichen Anteilen in der Forschung thematisiert. So liegt der Fokus sowohl auf Kleinstädten in schrumpfenden Regionen oder mit stagnierender Wirkung sowie auf wachsenden Kleinstädten.
Im Raumgefüge stehen jedoch Kleinstädte in peripheren Regionen im Vordergrund.
Nicht zuletzt wählte nahezu ein Viertel der Befragten keine bestimmten Merkmale für die Auswahl ihres Forschungsgegenstandes. Die Abgrenzung erfolgt in diesen Fällen über andere Indikatoren.
Forschungsinteresse und bisherige Erkenntnisse
Die vielfältigen Themen, die im Forschungsinteresse der Befragten liegen, verdeutlichen die Komplexität des Themas Kleinstadt. Dennoch wird ersichtlich, dass vor allem die Auseinandersetzung mit der Kleinstadt als Forschungslücke und der damit verbundene methodische Zugang, sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Lebensqualität ebenso wie die regionale Bedeutung und Vernetzung der Kleinstadt mit dem Umland vorrangig betrachtet werden.
In Bezug auf die vielfältigen Forschungsinteressen zum Themenfeld der Kleinstadt zeigte die Frage nach den bisherigen Ergebnissen, dass noch große Lücken vorhanden sind. Der im November 2020 geplante Kick Off-Workshop dazu einen Beitrag leisten. Die abgebildeten Zitate stellen eine Auswahl der Antworten dar, die auf folgende Frage eingegangen sind: